Eine kurze (lange) Geschichte über mich.

Alle hatten damals diese winzigen Kompaktkameras, die zu nichts mehr zu gebrauchen waren, wenn es dunkel wurde. Die haben immer gemacht was sie wollten, aber die Fotos hatten ihren eigenen Charme. Es war darauf nicht immer die Realität zu sehen, aber diesen eigenen Stil schlossen alle in ihr Herz.

Es war 2007. Familienurlaub in Lanzarote, Spanien.
Ich habe meine eigene Kompaktkamera bekommen. Die war sogar wasserdicht und hatte einen Nachtmodus. Perfekt für den Urlaub. In der dritten Urlaubsnacht bin ich am Hotelgelände herumgelaufen und habe wild fotografiert und die Features der neuen Kamera entdeckt. Für den Nachtmodus musste man die Kamera für ein paar Sekunden komplett still stehen lassen, bis das Bild fertig war. Als ich den Auslöser gedrückt hatte und nach 10 Sekunden das Bild am winzigen Bildschirm betrachtet habe, war ich begeistert. Es war zum ersten Mal so, dass ein Foto im dunklen genau so geworden ist, wie ich es mit meinen Augen gesehen habe. 

Seit dem habe ich alles in der Nacht fotografiert und meine Kamera nicht mehr aus der Hand gegeben. Als ich gemerkt habe, dass man mit Photoshop die Bilder auch bearbeiten kann, war ich fasziniert von den unbegrenzten Möglichkeiten, die sich mir gerade offenbart hatten. Später kam dann ein Full-HD Camcorder dazu um auch Videos zu machen.

Fast forward zu 2012.
Einer meiner Schulfreunde hatte einen Samstags-Job bei einem Elektohändler. Das war meine Chance günstig an eine neue Kamera zu kommen. Papa hat bezahlt. Eine Nikon D3100 zum Einkaufspreis! Nice! Ein Hammer Gerät. Die konnte sogar Video und RAW Fotos. Ich habe alles fotografiert. Menschen, Gebäude, Landschaften, kleine Dinge, große Dinge. Alles was vor die Linse kam. In RAW werden die Fotos noch schöner wenn man sie richtig mit Lightroom bearbeitet! 

Schnell war ich “der mit der Kamera”. Wenn ich so eine große Kamera habe, dann kann ich auch sicher gute Fotos machen. Das dachten zumindest Freunde und Verwandte. Und dann kann ich ja gleich diese Party und jenes Fest fotografieren, macht mir ja eh so viel Spaß. Und schon war ich der Fotograf des Vertrauens. Überall hatte ich die Kamera mit.

Irgendwann dachte ich mir: “Warum soll ich das alles umsonst machen, wenn ich in Wien das gleiche für Geld machen kann?” Und so habe ich mich bei ein paar Agenturen für Partyfotografie beworben. Für 30€ pro Club war ich auf allen Parties Wiens unterwegs und habe Menschen beim feiern fotografiert. Das verdiente Geld habe ich in Equipment gesteckt, zu dem mir in diversen Fotografie Foren geraten wurde. Die Redakteure der Agenturen haben scheinbar etwas in mir gesehen und haben mich später auch auf die “großen Veranstaltungen” geschickt. Vienna Fashion Week, Donauinselfest, Ski-Opening in Schladming und sogar nach Kroatien zu Spring Jam. 

Es war wie ein Videospiel. Mache noch X Aufträge und dann kannst du dir Y leisten. Wenn du Y hast, kannst du Z viel besser. Besser als World of Warcraft, alleine weil es echt war. Das Equipment wurde besser, die Kontaktliste wurde länger. Später haben mich sogar Veranstalter direkt kontaktiert. Ich war also in Österreich und vereinzelt sogar in Europa auf diversen Veranstaltungen unterwegs. 

Freunde und Verwandte bekamen das natürlich auch mit. Es hat nicht lange gedauert bis ich 2016 meine erste Hochzeit fotografierte. Ich habe es gemerkt als beim Gruppenfoto 50 Leute auf meine Anweisung warteten. Ich war nicht mehr nur “der Typ mit der Kamera” sondern ein echter Fotograf. 

Ein Jahr später, 2017, habe ich dann ein Gewerbe angemeldet und mich Selbstständig gemacht.

Kaum zu glauben, dass ich durch eine Kompaktkamera mit Nachtmodus zu meinem Beruf als Fotograf gekommen bin und so meine Miete bezahle. Mit etwas, das ich aus Leidenschaft mache.